Endlich mal wieder raus. Jetzt, wo die ersten Klausuren
eintrudeln und sich in den Schulstrukturen auch bereits einige Dinge auftun,
die gern auch anders laufen könnten, wird es mal wieder Zeit, aus unserer immer
enger werdenden Wohnung herauszukommen und ans Meer zu fahren, um dort wenn schon
nicht die Klausuren, dann doch wenigsten den Alltag im Meer zu versenken.
Kurzerhand haben wir uns für das Wochenende in einer Pousada in Bertioga
eingemietet. Eine von unzähligen Buchten in der Nähe von São Paulo. Der Strand
ist weit und fest, gespickt mit Barracas, die leckeren frischen Saft und
weniger leckere Fritierfehlschläge verkaufen. Das Meer ist sehr warm mit einer
angenehmen, kindgerechten Welle am Ufer und einer für Surfer interessanteren
Welle etwas weiter draußen, die auch fleißig von Einheimischen genutzt wurde.
Interessant an diesem Ort ist auch seine Geschichte, denn
hier steht das älteste Fort Brasiliens (Mitte 16. Jh.). Das von europäischer
Architekturgeschichte verwöhnte Auge sehnt bisweilen alte Gebäude herbei und
tatsächlich gibt es sie hier auch ( und auch bisweilen in São Paulo, wenn man
genau hinschaut). Mit den Ausmaßen eines etwas größeren Einfamilienhauses mit
großem Garten fällt das Fort eher bescheiden aus, aber es ist eben auch ein
Vorposten europäischer Besiedlung. Ein kleines Museum im Fort lässt zweierlei
Aspekte deutlich werden: Die Geschichte Südamerikas beginnt erst mit der
Entdeckung und Eroberung durch die Europäer, was vorher war ist zumindest an
diesem Ort nur bedingt interessant. Und die Urvölker sind lediglich als
Fremdlinge und als Exoten irgendwie interessant gewesen und schienen nur darauf
gewartet zu haben, missioniert zu werden – von São João, nach dem das Fort auch
benannt ist.
Ein anderer Teil der Geschichte an diesem Ort handelt von
einem gewissen Herrn Mengele. Denn am Strand von Bertioga ist er ertrunken.
Nicht zu fassen, dass so ein Mensch noch bis 1979 ein recht entspanntes Leben
an solchen Orten verbringen konnte. Wenigsten hatte er mit dem Badeunfall dann
ein eher unrümliches Ende.
Auf dem Weg zwischen dem Meer und São Paulo fährt man dann durch
die Bergkette Serra do Mar, die bis in die Gipfel mit üppigem, dichten Grün
bewachsen ist und man wähnt sich tatsächlich in einer Vorstellung von Paradies,
in dem Mensch, Tier und Gestrüpp einst im Einklang miteinander lebten (naja,
vielleicht etwas idealisiert). Wenn da nicht zwischendurch die Häuserketten von
Santos den Wald überragen oder Steinbrüche oder Industriegebiete mit
Raffinerien usw. den Wald zerschneiden würden. Was für eine ausgewogene Welt
dies gewesen sein muss, bevor die Europäer kamen und mit der Europäisierung und
und später dann Amerikanisierung das Antlitz des Landes nachhaltig veränderten.
Besonders beindruckend ist in diesem Kontext dann die Einfahrt nach São Paulo
von Süden her, wenn man die ersten Vororte mit den Favelas passiert und sich
dann plötzlich die zusammengewürfelten Hochhäuser auftun. Schrecklich schön,
dieser intensiv urbane Ort. Aber ob der schieren Größe des Landes scheint es
hier Beides zu geben: Die Spuren menschlicher Zersiedelung, mit all ihren
Vorzügen und Nachteilen, aber auch üppige und (zumindest von außen betrachtet)
intakte Natur.
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