Donnerstag, 4. März 2021

Wir sind Weltmeister...oder: Bescheidenheit ist eine Zier!

"Wir sind Weltmeister!" Diese bescheiden daherkommende Phrase schallte durch das Schulgebäude und bald durch ganz Interlagos. Denn es trug sich zu, dass am 25. Februar nun endgültig die Sieger des Wettbewerbes "Erinnern für die Gegenwart" in einer feierlichen online-Zeremonie vom deutschen Auswärtigen Amt verkündet wurde (nachzuschauen auf www.erinnern-gegenwart.de). Ein Wettbewerb mit 58 Projekten aus deutschen Schulen weltweit. Und wir haben gewonnen. Zusammen mit drei anderen Schulen zwar (Santiago de Chile, Athen, Istanbul), aber am Ende unter den Corona-Bedingungen womöglich die pädagogisch sinnvollste Entscheidung der Jury. Ganz überraschend war die Verkündung nicht, denn wir hatten eine Woche vorher bereits eine Gesprächsrunde mit Heiko Maas, zwei Tage vorher wurde uns das Preisgeld in Höhe von 15.000,- Euro vom Generalkonsul in der Schule übergeben. Kurzum: eine berauschendes Gefühl von Selbstwirksamkeit und Stolz auf das Erreichte und auf einer Welle der Möglichkeiten weitersurfen zu können. Ganz ehrlich: das ist, in aller Bescheidenheit und Demut, mein beruflicher Höhepunkt. Wir planen nun die Gründung einer Stiftung, sodass wir das Geld nachhaltig im Sinne der Toleranz- und Demokratieerziehung einsetzen können. Maximalziel: Eine regelmäßige Konferenz der deutschen Schulen in Südamerika zu genannten Themen ins Leben zu rufen und auf diesem Kontinent die Werte von Demokratie, Diversität, Toleranz, Antidiskriminierung usw. zu fördern und zu festigen. Hohe Ziele, edle Ziele. Aber es lohnt einen Versuch. In diesen Rausch fügt sich die private Seite. Unsere mittlerweile pferdeverrückte Familie hat sich gemeinschaftlich einem Springreitturnier gestellt. Julius hat in seinem Level eine saubere Runde hingelegt, Emily hat in der Kategorie 40cm (Hindernishöhe, nicht Körpergröße) einen grandiosen 4. Platz von 38 Teilnehmern erreicht. Und ich? Tja, in aller Bescheidenheit muss ich sagen, dass ich in der Kategorie 60cm (Körpergröße, nicht Hindernishöhe) auf Blackout einen fulminanten 11 Platz von 42 Teilnehmern erreicht habe, während Lena sich mit dem 40. Platz in der gleichen Kategorie begnügen musste. Zur Ehrenrettung muss man sagen, dass Lena viel schneller unterwegs war und gleich das erste Hindernis riss, sonst aber fehlerfrei blieb. Aber am Ende zählt nicht die schnellste Zeit, sondern die optimale. Somit erlebte ich auch hier meinen vorläufigen Höhepunkt meiner Reitsportkarriere und sollte daher besser jetzt damit aufhören... So schön diese Erlebnisse beim Turnier waren, so schön war es auch wieder in der Natur. Wir waren, statt wild und überhaupt zum ersten Mal Karneval zu feiern, in der Natur. Und was für eine. 5 Stunden von SP entfernt, ein Weg durch bergiges Tropenland, von Flüssen durchzogen und von Bananenplantagen gesäumt, führt es einen in eine mystische Höhlenwelt inmitten des tropischen Dickicht. Und diese Höhlen haben es in sich (also im wahrsten Sinne). Stets nur mit Stirnlampe geht es über z. T. unbefestigtes Geröll immer tiefer hinein in die Erde. Man schwimmt unter unterirdische Wasserfälle, steht bis zum Kinn im Wasser mit nur einer Helmhöhe Platz bis zur Höhlendecke, steht in riesigen Felskathedralen oder in einer Welt wie aus ein Pappmaschee. Oder man lässt sich auf Treckerreifen oder wahlweise einem Schlauchboot überirdisch den Fluss hinuntertreiben. Und dann dieser Urwald...also bescheiden tritt die Natur hier jedenfalls nicht auf. Neben all dem, wie immer, auch die andere Seite. Am 25. Februar hatte Brasilien "Corona-Geburtstag" und anlässlich dieses Jubiläums auch gleich die höchste Zahl an Todesopfern an einem Tag. Auch wenn wir uns ob einer relativ liberalen Corona-Politik nicht beschweren können, bleibt der Schwebezustand, der Hybrid-Unterricht und die mangelnde Aussicht auf merkliche Verbesserung (zum Beispiel durch Impfung) auch hier ein stets gegenwärtiges und belastendes Thema. Erschwerend hinzu kommt nun auch temporär die Phase "rot", in der Restaurants und generell öffentliche Orte geschlossen werden. Also hier scheint auch nicht immer die Sonne und das Krisenmanagement fällt hier eher - na? - genau: bescheiden aus.


Meet mit Heiko Maas und der Moderatorin Shelly Kupferberg

Die dunkle Seite der totalitären Vergangenheit.
Bezeichnenderweise von Spinnenweben durchzogen.

Es mutet bisweilen wie ein Werk von Gaudí an.

Rotes Licht. Was kann es? Es leuchtet rot.

Was zum Lesen für den Generalkonsul.

Die ganze Baggage... äh Entourage

Ja ja, Geld und Freundschaft

Weltmeister!
von hinten nach vorn: Schüler, Lehrer

Rede zur Lage der Situation oder
Rede, Freude, Eierkuchen

Kleiner Bootsausflug. Eine halbe Stunde die Represa vor unserer
Haustür runterfahren und schon ist man aus der Millionenstadt
raus und in der Natur. 

Kino mit Schlafsesseln.

Hoschi-Fanclub Interlagos für Kansas City, gegründet
zum Superbowl und danach auch gleich wieder aufgelöst.

Größtes Bananenanbaugebiet Brasiliens.
Für mich als Ossi schon irgendwie überwätigend.

Der Fall.

Mau Mau ist das Spiel der Stunde. "Mau" heißt übrigens "schlecht"
auf Portugiesisch, womit wir auch schon meine Leistung geklärt hätten.

Das Kinder-Gambit.

Weg zur Höhle.

Weg in die Höhle.

Weg durch die Höhle.

Weg aus der Höhle.

Duschen.

Ducken.

Natur.

8 Meter Schlange (grobe Schätzung)

Dieser Wald ist so schön.

So schön.

Emily mit den Mädels im Voltigier-Camp


Das stolze Kind auf Samurai mit noch
stolzerer Familie...

...und mit seiner ersten Medaille.

Emily mit Reitlehrer (links)
und Mental-Coach (rechts)

Unsere Equipe Recanto Guarapirango. Wenn kann sich gar nicht
vorstellen, dass unser Reitstall sehr einfach ist und in einer Favela liegt. 

Das neue Cover der Wendy

Neues Cover der "Pferd 2000". 
Blackout kurz vor unserem Start.

Ich als Springreiter verkleidet.