Montag, 4. November 2019

Zeit mit den Ruchs

Endlich ist es soweit. Nicht nur, dass unser zweiter Besuch aus Deutschland ansteht, nein auch sehen wir endlich die "cidade maravilhosa": Rio de Janeiro. Mit Emily flog ich kurzerhand ein knappes Stündchen von SP nach Rio und schon beim Anflug mit einsetzender Dämmerung bot sich ein grandioses Panorama mit Corcovado, Zuckerhut, Meer und die sich darin erstreckende Großstadt, die Stück für Stück die Hügel hinaufklettert. Und plötzlich erinnerte ich mich daran, dass Rio ja durchaus weltberühmt ist und ich das fast vergessen hatte. Schon dadurch grundsätzlich euphorisiert, war dann das Wiedersehen mit Familie Ruch entsprechend ausgelassen. Und was braucht man mehr als Copacabana, Caipirinha und gute Freunde, die man lange nicht gesehen hat und mit denen es wie immer war...
In den nächsten Tagen dann machten wir die klassische Touri-Tour: Zuckerhut, Corcovado, Ipanema und ein bisschen Großstadtgefühl in der Innenstadt, die ihre schönen und ihre weniger schönen Seiten hat. Mit zunehmender Dunkelheit wurde es dann auch etwas unbehaglicher. So war vor einem Haus mit interessantem Portal eine größere Menschenmenge und Steffen, in seiner Neugierde, drängelte sich so ein bisschen dazwischen, um dann festzustellen, dass dies eine Armenspeisung war. Erst dann wurden wir gewahr, dass wir von vielen Obdachlosen umgeben waren - ohne dass man das beim Spazieren vorher großartig gemerkt hätte, weil die Kontraste hier nicht nur scharf, sondern auch sehr nah beieinander sind. Aber bis auf das wir Abends im Viertel Copacabana immer mal wieder auf Geld oder Essen angesprochen wurden, oder sich unser Uber-Fahrer bei der Rückfahrt verfuhr und in einer Favela nach dem Weg fragen musste, blieben uns kritische Situationen in Rio, die es hier ja durchaus gibt, erspart. Daher fällt das Fazit von Rio für mich total positiv aus (und wir waren noch nicht mal im Bohême-Viertel Santa Teresa). Und hier muss man neidlos anerkennen, dass Rio mit der Lage, den Hügeln, Resten von Regenwald und natürlich dem Meer (dessen Wellen einen ganz schön durchpeitschen) und noch dazu ein klein bisschen mehr Geschichte doch gegenüber unserem kleinen São Paulo etwas voraus hat. 
Aber auch São Paulo hat ja bekanntlich ein Meer, dass sich bis zum Horizont erstreckt: das vielzitierte Häusermeer, dass in seinen Ausmaßen auch etwas Überwältigendes hat. Und dies lag uns eindrucksvoll zu Füßen, als wir im Zentrum auf dem Copan-Gebäude, einem der größten Wohnhäuser der Welt, standen. Überhaupt war es für uns spannend, unseren Freunden unser São Paulo zu zeigen. Dazu gehört auch die Avenida Paulista, die sonntags für Autos gesperrt und zu einer knapp 3 km langen Kulturmeile umgewidmet wird. Alle paar Meter Bands, Zauberer, Händler, dazwischen Scooter, Skater - und diesmal auch Möller (zum ersten Mal seit 9 Monaten). Und wenn man genug hat von der Stadt, dann fährt man ins beschauliche Interlagos und macht einen kleinen Club-Urlaub bei uns zu Hause. Es ist ja alles da.
Oder man fährt ganz raus. So war unser Ferienziel ein weiteres Naturhighlight Brasiliens: Bonito und Pantanal (Rio Grande do Sul, unweit der Grenze zu Paraguay). Angeblich hat der Fluss bei Bonito das drittklarste Wasser der Welt und dies lädt ein, um sich mit Schnorchel-Equipment den Fluss hinuntertreiben zu lassen und sich wie in einem schön drapierten Aquarium zu fühlen. Auch schöne Wanderungen konnte man hier machen, durch Regenwald und von einem malerischen Wasserfall zum nächsten, meist auch mit der Möglichkeit dort zu baden. Und als Einstieg haben wir uns aus 90 Metern an einem Fels abgeseilt. Die Höhlen, die wir besucht haben, waren weniger spektakulär, bis auf den schönen blauen unterirdischen See und die Fantasy-Welt aus tausenden Stakdolomiten (oder wie die Dinger heißen...). Zum Beispiel haben wir Jesus gesehen, echt jetzt!
Im Pantanal wurde es dann noch natürlicher. Auf einer Fazenda, die viele Lebensmittel selbst produziert, aß man in fröhlicher Eintracht mit Tukanen, Pferden, seltenen blauen Aras und Günter, dem Gürteltier. Auf den zwei Ausritten bekam man in jeweils zwei Stunden und bei ca. 30 Grad einen Eindruck vom nicht immer entspannten brasilianischen Cowboyleben (Piao de campo heißen die hier). Auf den Safaris, bei Nacht und Tag, bekamen wir zwar nicht den Jaguar zu Gesicht (der ist wahrscheinlich auch nur ein Fabelwesen oder er wurde versehentlich ausgerottet), dafür aber viele Wasserschweine, riesige Storch-Wesen (Tuiuiu), Nasen- und Ameisenbären, viele schöne Vögel in einer faszinierenden Vielfalt, dass man meint, in Europa gibt es nur Amsel, Drossel, Fink und Star. Und natürlich eine Menge Jacarés, 1,5-2 Meter große Korokodile. Absolutes Highlight aber war das Piranha-Angeln. Eine einfache Bambusangel ohne Kurbel, dazu ein Stückchen Fleisch und los geht's. Kaum war die Angel im Wasser eines kleines einsamen Sees inmitten der Natur, wurde auch schon kräftig gezerrt. Aber das Rausholen ist dann doch nicht so leicht für uns Greenhorns in Flipflops, die bisher nur Magnetangeln mit unseren Kindern gespielt haben. Und dass die Jacarés zu unseren Füßen lauerten, fühlte sich zunächst auch nicht so entspannt an. Unser Guide sagte, sie seien nur Vegetarier, in der Fazenda aber hatte uns später ein Reptilienforscher erzählt, die Jacarés seien nicht Vegatarier, sondern äßen am liebsten Vegetarier - das ist schon ein kleiner Unterschied. Wie auch immer. Nach einer guten Viertelstunde war es endlich soweit: mein Erstes richtiges Angeln überhaupt und mein erster Fisch ist ein Piranha. Die kleinen spitzen Zähne sind echt tückisch und der Guide erzählte uns, dass am Ende der Trockenzeit, wenn das Futter für die Piranhas knapp wird, diese lebensgefährlich sein können und innerhalb weniger Minuten ihr Festmahl mit einem von uns beenden können. Lena und Emily hatten ebenfalls Petrus auf ihrer Seite und so verfütterten wir dann unsere Beute an die geduldig wartenden Falken und Jacarés um uns herum (die Kinder interessierte dabei nicht, wie martialisch die Krokodile die Fische verschlangen, sondern dass die Kleineren auch was abbekamen). Bei Steffen hingegen stieg proportional zu seiner mangelnden Ausbeute sowohl der Ehrgeiz als auch der Frust. Sodann war unsere Zeit vorbei, die Angeln wurden eingepackt und wir wandten uns zum Gehen, als es plötzlich durch das Pantanal hallte und Steffen filmreif doch noch seinen Piranha aus dem Wasser zog. Ob er seinen Fuß als Köder opferte oder er dem Krodokodil den Fisch aus dem Maul geklaut hat, wird für immer sein Geheimnis bleiben...
Botafogo mit Corcovado im Hintergrund

Hotel an der Copacabana

Auf dem Zuckerhut, hinten links Copacabana und hinten rechts Corcovado

Geile Karre

Escadaria Selaron

Cristo und Ronny auf dem Corcovado

Blick vom Corcovado - etwas diesig heute

Bushaltestelle mit Band auf der Av. Paulista am Sonntag

Deutscher Bier-Bulli auf der Paulista


So eine Art "Rote Flora" auf der Paulista

Erfrischung für Mensch...

...und Tier

Große Kunst auch von kleinen Leuten

Haus

Sonntagsausflug in SP

Kunst im privaten Raum

Churrasco mit Freunden

Skaten im Ibirapuera-Park

Helden und Anti-Helden

Maracuja-Pflanzung im Garten

Auf dem Copan-Gebäude
Copan Gebäude


Blick auf das Meer

letzter Platz im Architekturwettbewerb

Mercado Municipal



Hang loose in 90 Metern

Blick von unten auf den Abseil-Punkt

Wasserfall - sieht aus wie ein Vogel, oder?

Fels-Bad

Zugang zum Fels-Bad

Fels-Bad-Höhle



Baum-Palme-Mensch-Symbiose

Die singenden klingenden Bäumchen

Vorbereitungen zum floating

Vorbereitungen zum floating

Gourmet-Tochter

A garrota da cachoeira


Baum am Fels

Rote Aras

Blaue Grotte

Tukan beim Frühstück

Ausritte

Piao do campo alemão

Apokalyptische Reiter

Aras auf Palme beim Sonnenuntergang
Günther, das Gürteltier


Heinz und Erika Sielmann

Forscher entdecken Jacaré in weiter Ferne

noch mehr...

geschätzte 8 Meter große Störche, auch Tuiuiu genannt


Piranha-Fischer

Der erste selbst gefangene Fisch meines Lebens - ein Piranha

Erstaunlich

Tochter fängt größeren Fisch als Vater
Lena und der Fisch


Diese kleinen Fische können so gefährlich sein...

Einsamer Piranha-See

Last-Minute-Piranha von Steffen

Safaristen

Pause

Reiterschar

Flugschule

Emily

Juli

Ausrüstungsweltmeister

Ausrüstungsweltmeister II


Lena

Lara und Emily

Froschmann Ronny