Dienstag, 23. April 2019

Die schöne Seite Brasiliens...


...durften wir ein weiteres Mal in unseren Aprilferien genießen. Paraty ist eine von drei Städten in Brasilien, die eine Bausubstanz haben, die älter als hundert Jahre ist - also ein Alleinstellungsmerkmal. Ein kleiner Ort mit chicen Hausfassaden und einladenden Einkaufsläden, vielen netten Bars und überall gute Musik, draußen wie drinnen. 
Ein Highlight war sicher die Schooner-Fahrt zu den vorgelagerten Inseln mit Traumstränden und türkisem Wasser zum Toben und Schnorcheln und Gutaussehen. Dass es den ganzen Tag geregnet und Abends dann auch mal richtig geschüttet hat, sodass in unserer kleinen Pousada Abends Stromausfall und alles komplett dunkel war, tut dem Ganzen keinen Abbruch. So hatten wir dann vor allem am nächsten Tag schönstes Wetter bei unserer Jeep-Tour durchs Hinterland. Hier gab es tolle Wasserfälle zum Reinspringen, oder auch Hinabrutschen, und sehr leckeren, ökologisch produzierten Cachaça. 

Praia Itaguacu

Zweites Highlight der Woche war natürlich die Ilha Grande. Unsere Pousada lag oberhalb des Praia Vermelha und, für mich persönlich eine der schönsten bisher gesehenen Strände: Praia Itaguaçu. Nur 100 m breit, Sandstrand und große Felsen und gleich dahinter dichter Regenwald. Durch diesen haben wir schöne Wanderungen entlang der Küste durch Dickicht und auf Stränden oder auch mal einen Berg rauf mit tollem Blick über Meer und Inseln gemacht, bei dem sich nicht selten der Weg im Dickicht verlor. Wir haben gelernt, dass wenn es im Wald besonders stark nach Schweiß riecht, ist das oft ein Hinweis auf Schlangen in der Nähe. Entsprechend aufmerksam blieben wir, aber bis auf die uns bereits bekannten Spinnen, fleißig arbeitende Riesenarmeisen und (passend dazu) eine Familie von ca. 15 Ameisenbären war unsere Fauna-Beobachtung interessant, aber noch nicht das dramatische Ereignis. Die Natur war dafür umso überwältigender, hier zum Beispiel auch eine kleine Höhle, die zwischendurch nur 60 cm hoch war und unterirdisch zum Meer führte. Und natürlich den Regenwald so hautnah zu erleben war toll. Und umso authentischer, weil unsere Regenwald-Pousada am ersten Tag (und Nacht) keinen Strom hatte und wir mit zwei kleinen Kerzchen durch die Nacht kommen mussten. Dass wir von Mücken überfallen wurden, haben wir in unserer mitteleuropäischen Naivität ja irgendwie auch uns selbst zuzuschreiben. 
Das Inselleben ist ohnehin besonders hier. Die Insel ist tatsächlich autofrei und kann sich trotz der Nähe zu Rio und São Paulo irgendwie ihren eher einfachen Backpacker-Charme bis heute erhalten. Jeder Strand ist ein kleines Dorf für sich und entsprechend ist dann auch das Kommunardenleben dort. Man lernt Leute kennen (bei uns vor allem Argentinier) und trinkt Abends Caipi am Strand zusammen oder isst frisch gefangenen Fisch.
Seelig verließen wir die Insel mit dem Schnellboot. Zurück im Hafen war es zunächst sehr chaotisch, unser Auto zurückzubekommen, denn es war gleich mit fünf anderen Autos zugeparkt. Einige Stunden später fuhren wir in São Paulo ein: zum zufällig laufenden Song „Wieder nach Haus“ breitete sich das unfassbar große und unendlich scheinende Häusermeer aus. Irgendwie passend zum Lied, aber auch wieder nicht - schrecklich schön. Aber als wir dann wieder unser Haus erreichten dachten wir tatsächlich: wieder zu Haus.

 
Paraty

schon wieder Paraty

Frau im Hafen von Paraty

Irgendein schöner Strand

Kontemplation

Spannende Natur

Frieden

Frieden II

Hängebrücke I

Hängebrücke II

Atomkraftwerk in bester Lage

Weg zur Ilha Grande

Praia Itaguacu

Praia Itaguacu II


Praia Itaguacu III

Praia Itaguacu IV

Pousada im Regenwald mit Meerblick

Pousada im Regenwald mit Meerblick II

...und Frühstück

im Wald

im Wald II

Irgendein schöner Strand

Irgendein schöner Strand



Laguna Verde

Irgendein schöner Strand


Irgendein schöner Strand



im Wald

Eingang zur Höhle

echte Kakaofrucht



Irgendein schöner Strand


Vivo ist Leben – oder wie Vivo wertvolle Lebenszeit raubt...


Es trug sich einst zu, dass eine kleine deutsche Familie zu ihrem Glück im Land der Ferne eigentlich nur noch eines brauchte: eine Verbindung in die Welt. So ließen sie sich auf einen Kontrakt mit, so meinten sie, dem Meister der glasfasernen Verbindungen ein: Vivo. Bereits am nächsten Tag (an einem Sonntag!!!) sollten die Meister der Installation ausschwärmen und so der kleinen Familie die digitalen Tore zur Welt öffnen. Doch dann...
...war alles nur noch eine einzige Vollkatastrophe, die uns Stück für Stück dem Irrenhaus, statt dem Internet näherbrachte. Ein Telefonat mit den Leuten der Internetfirma dauert mindestens 30 Minuten, in denen man bis zu fünf mal die Adresse, CPF, Namen, Namen der Mutter!, den Vertragsinhalt usw. herunterbeten muss, damit auch ja kein Verdacht des Missbrauchs entsteht. Und wofür? Dafür, dass man einen Technikertermin, den man schon längst vereinbart hat, noch einmal betätigt. Das Wort confirmar ist regelrecht zu einem Schimpfwort bei uns geworden.  Dann hangelt man sich mühselig mit seinem löchrigen Portugiesisch durch das Gespräch, versteht die Hälfte davon nicht, weil die Verbindung schlecht oder der Mitarbeiter zu vernuschelt ist (oder auch Beides) und dann fliegt man nicht selten kurz vor Abschluss aus der Leitung. Natürlich kann man nicht zurückrufen, sondern muss stattdessen warten, bis die sich irgendwann wieder melden, was manchmal Stunden oder auch Tage dauern kann, dann aber bisweilen im Auto im dichten Feierabendverkehr am Steuer oder auch mal in einem wichtigen Gespräch oder im Unterricht passieren kann. Seit drei Wochen sind wir also buchstäblich in der Hab-Acht-Stellung. Insgesamt haben wir in dieser Zeit bestimmt 20 Telefonate geführt, diverse Kollegen als Helfer eingespannt, dreimal die Filiale direkt aufgesucht.
Aber es ist ja nicht so, dass es nicht vorangeht. Immerhin haben wir bereits viermal Techniker zu Hause gehabt (in der Regel kommen sie in einer Zeitspanne zwischen 12 und 18 Uhr, meist dann 17:55 Uhr). Davon haben zwei gesagt, dass sie heute nicht fertig werden, weil das Kabel nicht lang genug sei, und zwei von ihnen sind dann gar nicht mehr wiedergekommen. Zuletzt gab es sogar die absurde Situation, dass bereits ein Techniker da war und gebastelt hat, während wir von Vivo angerufen wurden, um einen Termin mit einem Techniker für den Nachmittag zu betätigen. Dieser telefonierte dann ebenfalls mit Vivo, um das zu klären und nachzufragen, ob auch TV installiert werden soll (steht alles im Vertrag, aber wir wissen bis heute nicht, warum die immer nur Internet installieren wollen). Der Techniker stand neben Lena und schilderte die Situation, gab dann Lena das Handy und ratet mal was sie machen musste? Richtig: confirmar (was man alles dafür angeben muss, steht in einer kurzen Anleitung weiter oben)!
Aber man kann doch einiges daraus lernen: es geht auch ohne Internet, man muss den Irrsinn manchmal weglächeln, denn es gibt keine bessere Alternative, Lena kann sich mittlerweile extrem gut auf Portugiesisch am Telefon in Rage reden, confirmar ist kein Schimpfwort.