Freitag, 8. März 2019

„Ihr müsst zur Einsteiger-Fortbildung nach Rio…“




…sprach der Koordinator an der Schule zu uns. Na gut, wenn es sein muss. Allerdings durfte dann doch nur Lena, da mein bismarcksches Pädagogikkonzept "Zuckerhut und Peitsche" noch nicht auf fruchtbaren Boden fiel. So machte sich Lena dann für fünf Tage auf den 45-minütigen Flug nach Rio, bildete sich etwas fort und probierte sich ansonsten als carioca in Copacabana und Girl from Ipanema. Neben schönen ersten Eindrücken dieser weltbekannten und mythenumrankten Stadt brachte sie auch eine satte Halsentzündung mit (klassischer Fall von fehlender Resistenz gegen ständige Temperaturstürze von 38 auf künstlich klimatisierte 18 Grad). Derweil beschäftigte sich der Rest der Familie mit einer hiesigen Geburtstagsfeier, einem Ausflug durch die Stadt zu einem bloco (den wir leider verpassten, da wir uns im Tag geirrt hatten) und einer Party bei unseren zukünftigen Vermietern in unserem zukünftigen Haus. Zu guter Letzt besuchten wir den botanischen Garten: ein grünes Kleinod inmitten der Stadt mit einem sehr schönen Regenwaldabschnitt, der einen jedoch etwas traurig stimmt, wenn man bedenkt, dass vor nicht allzu langer Zeit beinahe der gesamte Küstenstreifen, die Mata Atlantica, so wunderbar überwaldet war und nun ziemlich zersiedelt und zerholzt ist.
Apropos zersiedelt: São Paulo ist eine sehr interessante Stadt. Man wähnt sich bisweilen in Lego-City, wenn man an den wahllos zusammengestellten Hochhäusern vorbeifährt. Dann gibt es aber auch richtig schöne Parks, überall subtropische Vegetation und ein sehr facettenreiches kulturelles Angebot, bei dem vor allem die Kinder mehr als erwartet auf ihre Kosten kommen. Und so fällt dann auch Lenas Urteil im Vergleich zu Rio zugunsten unserer neuen Heimat aus.
Die wichtigsten Gradmesser für die Lebensqualität bleiben aber die Kinder. So hatte der Kleine am Montag einen ganz schweren Moment. Klar, wer mag schon Montage. Aber hier vermischte sich doch Einiges: Montags-Blues, Angst vor all dem Neuen und damit auch Stressigem, das Bedürfnis nach elterlicher Geborgenheit und ein ganz schöner Dickkopf. Und auch die Große war beim Abschied in der Schule den Tränen nahe, ertrug es nur etwas tapferer. Es sind diese sensiblen Momente, in denen man als Eltern denkt, dass wir den Kids eine ganze Menge zutrauen, aber auch zumuten mit unserem Brasilien-Abenteuer. Am Ende des Tages erzählt Emily, dass sie bis 29 auf portugiesisch zählen kann und ihr das von ihrer Freundin Dora beigebracht wurde. Und Juli? Nachdem es eine Stunde gedauert hat, ihn morgens abzuliefern, will er nun aber ab sofort aufgrund seiner selbsterklärten Reife nach der Schule allein von der Klasse ins Lehrerzimmer gehen – übrigens als einziges Kind der Grundschule. Man muss durch tiefe Täler, um Gipfel zu erstürmen.
Und wenn man doch mal raus möchte, gibt es natürlich auch schöne Ausflüge ins Umland. So zum Beispiel zur Fazenda Enstança Imperial bei Olimpia. Hier gibt es eigentlich alles, was man braucht, um sich dem Alltag (ja, wir haben nach fünf Wochen schon sowas wie einen Alltag) und dem wilden Karnevalstreiben zu entziehen. Ruhe, Spaß und Spiel für die Kinder, Pool und Ponyreiten und unsere ersten frei lebenden Tukane. Dass wir uns dem Karneval entziehen liegt zum Einen daran, dass Entschleunigung nach vier Wochen Überholspur notwendig ist, wir partiell bereits Eindrücke davon gewinnen konnten und der Karneval, ähnlich wie in Deutschland, am Ende nicht selten in ein großes Gelage ausartet, wofür wir uns ein Jahr Vorbereitung noch nehmen wollen. Und die Kids kommen hier sowieso auf ihre Kosten,  allein schon durch die Stunden im Pool. Juli schwimmt nun auch seine ersten Meter über Wasser und den (größeren) Rest dann unter Wasser. Emily reitet galant und routiniert auf ihrem Pony. 
Und den Caipi an der Poolbar könnten wir hier unerwähnt lassen, machen wir aber nicht.
 
 
Samba in der Schule
 
kleiner Karneval in Sao Paulo

 
Super Helden
 
Fazenda-Eindrücke ----->









Alle beherrschen ihr Pony. Und wer nicht? - Ronny!




fußballerische Symbiose



Ewige Liebe

Interessante Spinne
Lustiges Herrenklo

Rio de Janeiro...

...und unsere City. Zugegeben: Rio sieht schon chicer aus von oben.

Streetart in der Innenstadt


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