Donnerstag, 15. August 2019

Und das Leben in São Paulo sonst so?


Endlich haben wir mal das Zentrum gesehen und siehe da: es gibt auch hübsche Häuser zwischen all den Betonklötzen. Aber natürlich auch viel Schatten (nicht nur physisch durch die hohen Häuser). An einem Sonntag hatten wir die tolle Möglichkeit, bei einem Lauf durch das historische Stadtzentrum mitzumachen. Das Panorama des Laufes war eigentlich toll, auch wenn es schon um 7:00 Uhr in der Früh losging. Aber außer den ca. 5000 Läufern waren eigentlich nur eine unglaubliche Menge an Obdachlosen auf der Straße, die durch den Trubel aus ihrem Schlaf bzw. Rausch geweckt wurden. Einer von ihnen stand in eine löchrige Decke gehüllt am Straßenrand und bot großzügig den vorbeiziehenden Läufern aus seiner vergilbten Plastikflasche etwas zu trinken an - mit den Worten: „Cachaça“. Irgendwie eine witzige und total traurige Szene. Und leider auch sehr typisch für diese Ecke der Stadt, denn ein Teil der Innenstadt heißt sogar offiziell „Cracolândia“ (Crackland), da hier in hoher Dichte und ziemlich öffentlich Drogenabhängige ihr Dasein fristen.

Nichtsdestotrotz ist São Paulo eine „dreckige Lagune mit vielen schönen Inseln“, wie mein Vater treffend zitierte. So zum Beispiel unsere Schule. Schüler der Oberstufe erzählten mir neulich folgendes: In Brasilien gibt es auch eine Verpflichtung  zum Grundwehrdienst. Jeder Junge ab einem bestimmten Alter muss zu einer Musterung und wird anschließend für 10-12 Monate eingezogen – ob sie wollen oder nicht. Und wenn es zum Beispiel zu viele Jungen der relevanten Altersgruppe in einem Bezirk gibt, werden die übrigen automatisch vom Grundwehrdienst befreit bzw. ausgeschlossen - ob sie das wollen oder nicht. So sitzt dann ein Schüler in meinem Oberstufenkurs, der überhaupt keine Lust darauf hat, aber muss, und ein anderer darf nicht. Ein lustiges Durcheinander. Naja, lustig für die einen...

Lena hat sich in ihrem neuen Büro und Amt als Mittelstufenkoordinatorin häuslich eingerichtet und ist insgesamt ganz zufrieden mit der neuen Aufgabe, nicht wahr, Lena?

- Ja das macht schon Spaß. Abgesehen davon, dass ich gleich an meinem zweiten Amtstag das erste Krisengespräch mit einer aufgebrachten Mutter auf Portugiesisch führen musste. Aber durch die neuen Aufgaben habe ich nun viel mehr Kontakt mit Kollegen und bekomme interessante Einblicke in das Schulleben, das ich ja nun auch intensiver mitgestalten kann. Ich habe natürlich mehr Verantwortung, kann aber auch viel selbstbestimmter arbeiten.

Soweit nach drei Wochen ;)

Die Kinder werden auch immer besser sozialisiert. Juli wird regelmäßig von einem Mädchen aus seiner Klasse so herzlich umarmt, dass er manchmal liebevoll genervt sagt: „Ich kann mich manchmal gar nicht bewegen, wenn sie mich umarmt.“ Und Emily hat ihre erste Geburtstagsparty mit insgesamt 13 Kindern gefeiert und auch das war ein voller Erfolg.
Das Wetter ist in Brasilien, bisweilen ähnlich wie Deutschland, durchaus ein Tagesthema. Die klimatischen Bedingungen sind hier in São Paulo aber tatsächlich nicht zu unterschätzen. Die trockene Luft während der Trockenzeit reizt Haut und Augen, die merklich zunehmende, weil nicht durch Regen regulierte Luftverschmutzung zaubert zwar morgens und abends schöne Farben in den Himmel, was aber nicht über die wenig kurativen Effekte hinwegtäuscht. Und dann die Kälte. Die kalten Tage sind zwar vergleichsweise selten, dafür aber umso intensiver, denn man kann sich bei der luftigen Bauweise den 8-12 Grad dann nicht entziehen. Da muss dann schon mal der Backofen mit offener Klappe herhalten (wie ein Kollege mir neulich empfohlen hat).

Na, wer hat den 9-km-Lauf besser überstanden?



Skating an der Formel-1-Rennstrecke

Besuch im "Container-Theater" - eine schöne "Insel"
inmitten von "Cracolândia"



Rathaus von São Paulo

Fleisch! - immer zu viel in diesem Land
Geburtstag I

Geburtstag II

Geburtstag III

Geburtstag IV

Breakdance
Winter in Brasilien - nicht zu unterschätzen


Nach der Schule

Büro der neuen Mittelstufenkoordinatorin

Mecker vom Chef
Mensch und Tier
Mensch und Tier


3 Nashörner



1 Kommentar:

  1. Hallo Herr Möller,

    hier ist David aus ihrer alten Klasse. Ich schreibe Sie an, da ich schon länger nichts mehr von Ihnen gehört habe. Haben Sie eine schöne Zeit in Sao Paulo?
    Bei uns hat gerade das S3 begonnen und alle Schüler bekommen Ihre Abikrise :)
    Meine Freundesgruppe mit Nick Niclas Eric Anni usw. vermisst Sie bereits :)

    Ich wollte mich gerne nach einem halben Jahr mal wieder bei Ihnen melden!

    Viele Grüße
    David aus ihrer 10c ;)

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