Denn was wäre ein Besuch in Brasilien ohne den Nationalsport Nr. 1 Live zu sehen. Aber dass mein Vater das alles
einfach so mitgemacht und ertragen hat, ist eines der schönen Erkenntnisse aus
unserem kleinen Fußballerlebnis. Am Nachmittag entschieden wir uns sehr
spontan, das Achtelfinalrückspiel der Copa Libertadores (Championsleague von
Südamerika) zwischen dem amtierenden brasilianischen Meister Palmeiras (mit den
Farben Grün-Weiß J) und einem
argentinischen Club im Stadion anzuschauen. An Emilys Geburtstag wollten wir
dann auch nicht zu früh los, aber der unfassbare Paulistano-Feierabendverkehr legte
nahe, dass ein Aufbruch eine Stunde früher vielleicht besser gewesen wäre. Geduldig wälzten
wir uns bis Stadionnähe durch den Verkehr, geführt von einer treuen und stets
flexiblen Navigationsapp. Dann Parkplatzsuche im mittlerweile gut gefüllten
Stadionumfeld: ein Teenager erbot einen Parkplatz und spannte sich vor das Auto und lief gefühlt 1 km vor
uns her durch die Autoschlangen hindurch bis zu einer Nebenstraße, wo wir dann
(vielleicht etwas überteuert J) parkten. Nun hatten wir nur noch ein kleines
Problem: keine Karten. Aber unsere findige Parkplatz-Gang hatte dafür eine
Lösung: einer Tankstelle. Inmitten eines babylonischen Durcheinanders von
saufenden, feiernden und rauchenden(!) Fußballfans, versteckt hinter
verzweifelt zu tanken versuchenden Zivilisten stand ein verdunkelter Wagen. In
diesem Durcheinander holte einer der Typen aus dem Auto zwei Tickets hervor, zu
je 20 Reais (ca. 5 Euro). Bei dem Preis ist es dann nicht ganz geblieben (ein
paar hundert Prozent Aufschlag), aber mangels Zeit und Alternativen mussten wir
darauf eingehen. Doch leider hatten wir nicht genug Bargeld. Aber auch dafür
sind die Brasilianer hier super vorbereitet und zauberten ein Kartenlesegerät
hervor. Das nenne ich mal einen professionellen Schwarzmarkt. Und das alles in
Sichtweite zu den Polizisten, die sich wiederum auch überhaupt nicht am
Cannabisgeruch störten, der über der Tankstelle hing. Nachdem wir uns dann alle
verbrüdert und noch Erinnerungsfotos gemacht hatten, ohne zu wissen ob die
Karten überhaupt gültig seien, machten wir uns auf den Weg ins Stadion. Und
siehe da: es hat geklappt. Eine Stunde vor Spielbeginn war das Stadion
höchstens halb voll, denn draußen auf der Straße ist die Party - der Alkohol.
Der nächste Knüller war das Aufwärmen der Heimmannschaft. Eine halbe Stunde vor
Spielbeginn kam die Mannschaft auf das Feld und wärmte sich unfassbare 9! Minuten auf. Wenn die jetzt noch das
Spiel verlieren, könnte man den Fans nicht verübeln, dass sie ihr Team in den
(noch vorhandenen) brasilianischen Urwald jagen. Am Ende stand ein souveräner
4:0 Sieg mit einer tollen und ausdauernden Stimmung im ganzen Stadion, sodass
wir unsere Sitzplätze als solche nur in der Halbzeit nutzen konnten. Gut, dass
wir das spontan gemacht haben!
zähe Verhandlungen |
Neue vertrauenserweckende Freunde |
geschafft... |
verdienter Lohn |
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