…ist man geplagt, wenn sich komplementäre Eindrücke
plötzlich verdichten. So geschehen an einem scheinbar ganz normalen Morgen. In
der Schule fand gerade Model United Nations statt, zu dem Delegationen aus über
10 Schulen geladen waren und bei dem sich die überwiegend der Oberschicht
entstammenden Schüler in feinen Kleidern und feiner englischer Sprache und,
zugegeben, sehr professionell in Diplomatie übten. Im strömenden Regen fuhr ich
kurz nach Hause, um etwas zu erledigen. Es bleibt immer noch ungewohnt, dort
Maria zu treffen, die zweimal die Woche für uns den Haushalt in Ordnung bringt
(was wir ja eigentlich auch selbst tun könnten, auch wenn das fast unmöglich
ist in diesem großen Haus). Als ich sie dann aber mit Kopfhörern im Ohr und ein
Lied trällernd den Besen schwingen sah, fühlte ich mich dann doch nicht mehr
ganz so schlecht. Dies änderte sich je, als es an der Tür klingelte.
Herein kam João, ein ziemlich
abgerissener Mann. Es goss in Strömen, aber er fing an, unseren Recyclingmüll,
sprich dutzende Umzugskartons, Glas- und Plastikflaschen Stück für Stück auf
seinen Esel-Karren zu laden. Schon nach einer Minute war er total durchnässt
und sein kleines Hündchen wartete aufgeregt am Karren, aber er machte unbeirrt
weiter. Als ich mich auf den Weg zurück zur Schule machte, sagte er mir 20mal
Danke für meine Großzügigkeit und er wünschte mir einen guten Arbeitstag usw...
weil wir ihm ja jetzt so viele Sachen gegeben haben, die er irgendwie zu Geld
machen kann. Ich fühlte mich so elend. Gerade ein paar Minuten vorher habe ich
mich darüber aufgeregt, dass das online-banking nicht funktioniert hat, um mir
total überteuerte Formel-1-Karten zu kaufen und dann sehe ich diesen netten,
fleißigen und verdammt armen Mann, der dankbar für meinen Müll ist.
Diese Ungerechtigkeit (die ja in diesem Fall genau genommen
eher eine Ungleichheit ist, weil ich ja nichts unrechtes getan habe, aber das
tröstete mich wenig) lässt sich wohl ad hoc nicht lösen, aber es führt einen
doch vor Augen, dass man mehr tun kann und sollte, um dies zumindest ein
bisschen zu lindern.
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