Dienstag, 24. August 2021

Viermal Urlaub, bitte! Part 3

Jalapão, Tocantins

Geografisch eher im Inland des Nordostens gelegen ist dieser Bundesstaat der jüngste Brasiliens, denn er hatte sich erst 1989 von Goiás abgetrennt. Die Hauptstadt Palmas war die nächste Überraschung des Urlaubs, denn offensichtlich hat Brasilien noch so eine Planstadt wie Brasília. Derzeit leben dort ca. 250.000 Menschen. Aber sie ist ausgelegt für ca. 2,5 Millionen Menschen und das macht eine Stadt in diesem Stadium irgendwie unwirklich, weil einfach nicht so belebt und gelebt. Aber wir waren ja auch nicht wegen der Stadt hier, sondern wegen der Natur. Safari hieß das große Thema, nur ohne Tiere. Das einzig nennenswerte dieser Art war ein Lobo vermelho, ein Rotwolf. Aber auch das war ja nicht unser Hauptziel, sondern die Landschaft. Jalapão ist die nordbrasilianische Savanne mit unendlichen Weiten, Milliarden-Sternzahl Sternen am Nachthimmel, Quilombos (von ehemaligen Sklaven gegründete Dörfer), Wasserfällen, ein paar selfiefizierenden Brasilianern und als Höhepunkt den Fervedouros. Das sind kristallklare kleine Seen umrahmt von Tropengrün. Wenn man dort hineingeht, droht man zunächst im feinen weißen Treibsand unterzugehen, bevor man dann aber gleich wieder durch unsichtbare Kräfte nach oben getrieben wird. Total merkwürdig, bis wir gemerkt haben, dass es Quellen sind, aus denen sanft frisches Wasser aufsteigt und so ein kristallklarer Fluss entsteht.

Die Schönheit birgt aber auch Tücke. An einem großen Felsen mitten in der Hochebene wurden wir von einem Bienenschwarm überrascht und buchstäblich verjagt. Immerhin hatte ich nur zwei Stiche am Kopf (jetzt bitte keine Sprüche, wie "hast du vorher schon gehabt" oder so) und die Sonnenbrille verloren, aber unser Guide hatte 6 Stiche, war damit Tagessieger. Ein Schreckmoment war es insgesamt schon, denn die panikartige und etwas kopflose Flucht bedeutete ja auch, dass man unvermittelt vom Felsen hätte stürzen können.

Und noch eine kleine Anekdote: Bei einem Ausflug machten wir Mittagspause auf einer alten verlassenen Fazenda mitten im Nirgendwo. Der Besitzer war kein geringerer als Pablo Escobar. Dieser hatte hier ein paar Drogen produziert und sich auf seiner Flucht für kurze Zeit hier versteckt gehalten. Ich will das jetzt gar nicht so sehr glorifizieren, aber die kleine Gras-Landebahn und der verfallene Festsaal gaben so ein bisschen den Eindruck früherer Zeiten, die bei "Narcos" ja durchaus spannend dargestellt wurden. Und die Brasilianer sprechen auch immer ziemlich unkritisch von "Paulo". Dann kann er ja auch nicht so schlimm gewesen sein.

In ebendiese wunderbaren Naturschauspiele fiel dann auch mein 60. Geburtstag, obwohl der Tag selbst eher durch andere Dinge in meinem Gedächtnis bleiben wird. Denn eigentlich war es der Tag der Anreise in unser Camp und geprägt von stundenlangem Gepolter mit dem Offroad-Bus über Sandwege, was zunächst super interessant, mit der Zeit aber auch ermüdend war. Nach mehreren Stunden Fahrt gab es plötzlich einen Knall, der Bus kippte leicht zur Seite und blieb kreischend nach einigen Metern stehen. Die Ursache dafür sahen wir gleichzeitig an uns vorbei in die Savanne rollen. Wir hatten ein Rad verloren (ich spare mir auch hier wieder allzu offensichtliche Wortspiele mit "Rad ab" usw.). Schrauben abgebrochen. Sonne von oben und mitten im Nirgendwo. Zum Glück hatte ich morgens noch mein Geburtstagsüberraschungsvideo herunterladen können, sodass ich mir während der Reparatur-Stunde mein Herz erwärmen konnte. Ein wirklich besonderer Moment, meine Freunde und Familie mitten im Nirgendwo auf diese Art dabei zu haben. Hier noch einmal ein Dank an alle Beteiligten.

Nach weiteren Stunden Holter-die-Polter-Fahrt wähnten wir uns in der Dunkelheit kurz vor dem Ziel, als plötzlich... na?... genau, ein Knall, der Bus kippte leicht zur Seite und blieb kreischend nach einigen Metern stehen. Diesmal war es eine Knallpanne auf der anderen Seite. Jetzt weiß ich, wie sich das "dritte Rad am Wagen" anfühlen muss, wenn das vierte zum zweiten Mal den Geist aufgibt. Man könnte hier vielleicht böse Geister am Werke wähnen, die mir an meinem 50. Geburtstag irgendwas sagen oder aber verhageln möchten. Aber ehrlicherweise: was braucht ein Mensch zum glücklich sein? Geliebte Menschen (nah und fern), einen Caipirinha und die weltgrößte Sternschnuppe aller Zeiten.

Mittendrin in der Ebene immer mal wieder 100 m hohe Felsen

Der "Bienenfelsen"


Man beachte die kleine "Warnbiene"
auf Kopfhöhe von Lena

Brasilianisches Stillleben mit buntem Vogel

Fazenda Escobar mit übergroßer Amphore vor dem Festsaal.

Wasserfall (spitzenmäßige Bildunterschrift, ich weiß)

Brasilianische Gemütlichkeit im Safari-Camp

"Das Motiv ist schief" (frei nach Loriot)

Gemälde

Ein beliebiger Ort in der Savanne, aber Grund genug,
für ein ausführliches Shooting. Im Vordergrund warten die
Leute geduldig, um auch diesen "einmaligen" Moment festzuhalten.
Man beachte die Frau im Hintergrund auf dem Auto...

...und - zack - reißt sie sich das Kleid runter und macht
ungeniert ihre 5-minütige Foto-Show.


Fervedouro. Es sieht aus wie künstlich angelegt,
wurde aber natürlich angelegt.

Aufsteigendes Frischwasser. 

Kristall-...

...-klar

Kaffee in Brasilien - für jeden etwas.

Der Sonnenaufgang ist sehr gut.

Sonnenuntergang auch.


Pai e filho.

Mai e filha.

Wüstenrennen.

Arizona oder Jalapão, keine Ahnung

Desejos = Wünsche
Viajar = Reisen

Wunschbaum

Beim Nationalgetränk

Wie weit das Auge reicht, erstaunlich.

Stunde um Stunde durch die Savanne

Auto kaputt

Auto heil

Geburtstagskarte aus Stein

Trotz ein paar Widrigkeiten gab es viele
schöne Momente an diesem Tag

Leguan in Palmas

Oscar Niemeyers Handschrift auch in Palmas

Denkmal für die republikanische Bewegung in Brasilien
- wirkt stilistisch sehr amerikanisch

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