Jalapão, Tocantins
Geografisch eher im Inland des
Nordostens gelegen ist dieser Bundesstaat der jüngste Brasiliens, denn er hatte
sich erst 1989 von Goiás abgetrennt. Die Hauptstadt Palmas war die nächste
Überraschung des Urlaubs, denn offensichtlich hat Brasilien noch so eine
Planstadt wie Brasília. Derzeit leben dort ca. 250.000 Menschen. Aber sie ist
ausgelegt für ca. 2,5 Millionen Menschen und das macht eine Stadt in diesem
Stadium irgendwie unwirklich, weil einfach nicht so belebt und gelebt. Aber wir waren ja auch nicht wegen der
Stadt hier, sondern wegen der Natur. Safari hieß das große Thema, nur ohne
Tiere. Das einzig nennenswerte dieser Art war ein Lobo vermelho, ein Rotwolf.
Aber auch das war ja nicht unser Hauptziel, sondern die Landschaft. Jalapão ist
die nordbrasilianische Savanne mit unendlichen Weiten, Milliarden-Sternzahl
Sternen am Nachthimmel, Quilombos (von ehemaligen Sklaven gegründete Dörfer),
Wasserfällen, ein paar selfiefizierenden Brasilianern und als Höhepunkt den
Fervedouros. Das sind kristallklare kleine Seen umrahmt von Tropengrün. Wenn
man dort hineingeht, droht man zunächst im feinen weißen Treibsand
unterzugehen, bevor man dann aber gleich wieder durch unsichtbare Kräfte nach
oben getrieben wird. Total merkwürdig, bis wir gemerkt haben, dass es Quellen
sind, aus denen sanft frisches Wasser aufsteigt und so ein kristallklarer Fluss
entsteht.
Die Schönheit birgt aber auch
Tücke. An einem großen Felsen mitten in der Hochebene wurden wir von einem
Bienenschwarm überrascht und buchstäblich verjagt. Immerhin hatte ich nur zwei
Stiche am Kopf (jetzt bitte keine Sprüche, wie "hast du vorher schon
gehabt" oder so) und die Sonnenbrille verloren, aber unser Guide hatte 6
Stiche, war damit Tagessieger. Ein Schreckmoment war es insgesamt schon, denn
die panikartige und etwas kopflose Flucht bedeutete ja auch, dass man unvermittelt vom Felsen hätte stürzen können.
Und noch eine kleine Anekdote:
Bei einem Ausflug machten wir Mittagspause auf einer alten verlassenen Fazenda
mitten im Nirgendwo. Der Besitzer war kein geringerer als Pablo Escobar. Dieser
hatte hier ein paar Drogen produziert und sich auf seiner Flucht für kurze Zeit hier
versteckt gehalten. Ich will das jetzt gar nicht so sehr glorifizieren, aber
die kleine Gras-Landebahn und der verfallene Festsaal gaben so ein bisschen den
Eindruck früherer Zeiten, die bei "Narcos" ja durchaus spannend
dargestellt wurden. Und die Brasilianer sprechen auch immer ziemlich unkritisch
von "Paulo". Dann kann er ja auch nicht so schlimm gewesen sein.
In ebendiese wunderbaren
Naturschauspiele fiel dann auch mein 60. Geburtstag, obwohl der Tag selbst eher
durch andere Dinge in meinem Gedächtnis bleiben wird. Denn eigentlich war es
der Tag der Anreise in unser Camp und geprägt von stundenlangem Gepolter mit
dem Offroad-Bus über Sandwege, was zunächst super interessant, mit der Zeit
aber auch ermüdend war. Nach mehreren Stunden Fahrt gab es plötzlich einen
Knall, der Bus kippte leicht zur Seite und blieb kreischend nach einigen Metern
stehen. Die Ursache dafür sahen wir gleichzeitig an uns vorbei in die Savanne
rollen. Wir hatten ein Rad verloren (ich spare mir auch hier wieder allzu
offensichtliche Wortspiele mit "Rad ab" usw.). Schrauben abgebrochen.
Sonne von oben und mitten im Nirgendwo. Zum Glück hatte ich morgens noch mein
Geburtstagsüberraschungsvideo herunterladen können, sodass ich mir während der
Reparatur-Stunde mein Herz erwärmen konnte. Ein wirklich besonderer Moment,
meine Freunde und Familie mitten im Nirgendwo auf diese Art dabei zu haben.
Hier noch einmal ein Dank an alle Beteiligten.
Nach weiteren Stunden
Holter-die-Polter-Fahrt wähnten wir uns in der Dunkelheit kurz vor dem Ziel,
als plötzlich... na?... genau, ein Knall, der Bus kippte leicht zur Seite und
blieb kreischend nach einigen Metern stehen. Diesmal war es eine Knallpanne auf
der anderen Seite. Jetzt weiß ich, wie sich das "dritte Rad am Wagen"
anfühlen muss, wenn das vierte zum zweiten Mal den Geist aufgibt. Man könnte
hier vielleicht böse Geister am Werke wähnen, die mir an meinem 50. Geburtstag
irgendwas sagen oder aber verhageln möchten. Aber ehrlicherweise: was braucht
ein Mensch zum glücklich sein? Geliebte Menschen (nah und fern), einen
Caipirinha und die weltgrößte Sternschnuppe aller Zeiten.
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Mittendrin in der Ebene immer mal wieder 100 m hohe Felsen |
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Der "Bienenfelsen"
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Man beachte die kleine "Warnbiene" auf Kopfhöhe von Lena |
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Brasilianisches Stillleben mit buntem Vogel |
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Fazenda Escobar mit übergroßer Amphore vor dem Festsaal. |
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Wasserfall (spitzenmäßige Bildunterschrift, ich weiß) |
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Brasilianische Gemütlichkeit im Safari-Camp |
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"Das Motiv ist schief" (frei nach Loriot) |
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Gemälde |
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Ein beliebiger Ort in der Savanne, aber Grund genug, für ein ausführliches Shooting. Im Vordergrund warten die Leute geduldig, um auch diesen "einmaligen" Moment festzuhalten. Man beachte die Frau im Hintergrund auf dem Auto... |
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...und - zack - reißt sie sich das Kleid runter und macht ungeniert ihre 5-minütige Foto-Show. |
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Fervedouro. Es sieht aus wie künstlich angelegt, wurde aber natürlich angelegt. |
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Aufsteigendes Frischwasser. |
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Kristall-... |
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...-klar |
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Kaffee in Brasilien - für jeden etwas. |
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Der Sonnenaufgang ist sehr gut. |
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Sonnenuntergang auch. |
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Pai e filho. |
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Mai e filha. |
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Wüstenrennen. |
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Arizona oder Jalapão, keine Ahnung |
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Desejos = Wünsche Viajar = Reisen |
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Wunschbaum |
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Beim Nationalgetränk |
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Wie weit das Auge reicht, erstaunlich. |
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Stunde um Stunde durch die Savanne |
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Auto kaputt |
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Auto heil |
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Geburtstagskarte aus Stein |
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Trotz ein paar Widrigkeiten gab es viele schöne Momente an diesem Tag |
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Leguan in Palmas |
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Oscar Niemeyers Handschrift auch in Palmas |
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Denkmal für die republikanische Bewegung in Brasilien - wirkt stilistisch sehr amerikanisch |
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