Freitag, 20. August 2021

Viermal Urlaub am Stück, bitte! Part 2

 Part 2: Brasília, Brasília 

(mit Steffen und Nicole, weil Lena und Juli nicht so Lust hatten und Emily und Lara im Voltigiercamp verweilten)

Ja, Brasília ist die Hauptstadt von Brasilien, nicht Rio. Das wusste ich bereits seit den guten alten Topographie-Kontrollen im Geo-Unterricht. Alles andere über diese Stadt wusste ich damals noch nicht. In den 60er Jahren wurde dieses Beton-Monument aus dem Nichts in das Nichts gegossen. Weit weg von den alten Herrschaftszentren Rio und São Paulo, geografisch eher in der Mitte dieses riesigen Landes und der steinerne Ausdruck des Positivismus, dessen Leitgedanke sich ja auch auf der Nationalflagge wiederfindet: Ordnung und Fortschritt. Etwas in die Jahre gekommen mutet die Stadtanlage mit ihren breiten Straßen, Betonklötzen und systematischen Aufbau von Wohn- und Arbeitsvierteln wie eine futuristische Fantasie-Stadt aus den 60ern an. Damals schon aus der Zeit gefallen, heute aber irgendwie auch. Spannend sind natürlich die Ideen dahinter. Am Platz der "Drei Gewalten" zum Beispiel sind Justiz, Parlament und Präsidentenpalast im Sinne der gegenseitigen Kontrolle ganz gezielt zueinander angeordnet. Der Präsident polarisiert bekanntlich sehr stark das Land, aber zur Sicherung seines Arbeitsplatzes stehen nur ein kleines Zäunchen und zwei kostümierte Wachsoldatchen rum. Hätten wir ein bisschen mehr Zeit und Lust gehabt, hätten wir Mr. B., nach Auskunft eines Wachmanns, sogar persönlich sehen können, wenn er nach dem Mittagsschlaf wieder ins Büro fährt und den nächsten Pop(ulismus)-Song komponiert. Diese Offenheit und Zugänglichkeit hätte ich nie erwartet, denn nach außen wirkt (oder ist) die politische Landschaft sehr autoritär, korrupt, entrückt. Aber vom Prinzip her gibt es viele gute Grundlagen und Ansätze im Sinne der Demokratie, die sich nicht nur in der reinen Symbolik erschöpfen. Leider scheitern die Politiker immer wieder an sich selbst und wir dürfen gespannt sein, was die Präsidentenwahl im nächsten für Überraschungen bereit hält (zumal fast zeitgleich zur Wahl auch die 200 Jahrfeier der Unabhängigkeit stattfindet, die Brasilien hoffentlich nicht in einen nationalen Taumel bolsonarischer Prägung verfallen lässt).

Der Konstrukteur dieser Stadt Oscar Niemeyer sagte: "Das Experiment ist gescheitert". Ob er sich auf die Idee als Hauptstadt oder auf die Stadt als "bewohnbar" oder auf etwas anderes bezieht, weiß ich nicht. Aber mein Urteil fällt nicht so negativ aus, weil die Stadt irgendwie schrecklich schön ist. 

Noch eine kleine Randnotiz: Das Nationalstadion, welches im Zentrum steht, wurde nur für die WM gebaut, war der teuerste Stadionbau des Landes und wird heute nicht mehr benutzt, da Brasília nur eine Drittliga-Mannschaft hat. Auf Nachhaltigkeit brauchen wir hier jetzt nicht eingehen. Aber wir erfuhren, dass an diesem Abend das Halbfinale der Copa América in diesem Stadion stattfinden sollte. Zwischen Argentinien und Kolumbien. Ins Stadion konnten wir wegen dieser unsäglichen Pandemie nicht, aber wir erfuhren, dass die Argentinier gleich um die Ecke residierten. Wie begeisterte Teenager (altersgerecht) lauerten wir also mit ungefähr 100 anderen Neugierigen auf die Mannschaft von Lionel Messi. Nach einer Stunde Warten konnte ich den kleinen Mann (ich darf das ob meiner körperlichen Ausmaße sagen) dann auch für 1,5 Sekunden beim Einstieg in den Bus erahnen. Egal, so nah, nämlich ungefähr 10 Meter, werde ich ihm wohl nicht mehr kommen und deshalb war es ein besonderer Moment. 


Betonene Weiten

Kirche

Nationalstadion und zwei Zuschauer mit Stadionverbot

Die zwei Kammern: Senat links (geschlossen) und
Parlament rechts (offen) 

Zur anderen Seite die Ministerien in schöner Symmetrie

Man kann sich die Stadt als Flugzeug vorstellen: Wir schauen
vom Heck zum Bug (Parlament) und links wie rechts gehen die
Wohnviertel wie Flügel ab

Kubitschek (der Präsident, der Brasília erbaute) mit seiner Frau.
Meine Vorschläge zur Verschönerung der Stadt wurden
von ihnen ignoriert, weshalb ich nun etwas beleidigt bin.

Gekrönte Häupter aus Grevesmühlen

Noch mal Parlament.

Romantische Abendstimmung

Der Präsidentenpalast - das Rathaus in Grevesmühlen
scheint besser gesichert zu sein.

Brasilianische Spezialität: Parlamentarier in Aspik

Die Brasilianer haben mit Argentinien nicht viel am Hut,
aber bei Messi macht man mal eine Ausnahme.


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